Game Based Learning in der beruflichen Weiterbildung

29. Mai 2012 § Ein Kommentar

Auf den Themenabschnitt Game Based Learning (GBL) des OPCO12 sind im Folgenden einige Gedanken im Zusammenhang der beruflichen Weiterbildung verfasst. Diese erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.[*]

Grundsätzlich lassen sich m. E. sinnvolle Ansätze und Möglichkeiten für GBL-Szenarien in der beruflichen Weiterbildung finden. Und einige Beiträge in diesem Themenabschnitt verweisen auch schon auf interessante Anwendungsbeispiele – die Fundstücke von improweise sind hier eine interessante Quelle. Hierbei fällt hinsichtlich Qualität und Ausleuchtungsbreite besonders die Master Thesis von Marlies Auer auf, die unter dem Haupttitel „Lara Croft meets Nicolai Grundtvig“ eine umfassende Arbeit über Computerspiele und computerbasierte Lernspiele in der Erwachsenenbildung verfasst hat. Die Autorin geht dabei auch auf eine Dimension von GBL ein, die in der beruflichen Weiterbildung nicht erst seit wenigen Jahren eine besondere Bedeutung hat: Simulationen. Dabei betrachtet sie die Simulation als ein Abbild der Realität im Sinne eines Modells. Die Realität wird in einem Modell in Form eines Abbildes „dargestellt“, welches die Realität vereinfacht, komprimiert und abstrahiert. Simulationen im Kontext sind u. a. sogenannte Planspiele und die Planspiele der TOPSIM-Reihe sind hierzu beispielhaft. Ein wesentliches Modell-Merkmal sei jedoch nicht ausgeblendet, nämlich die Verkürzung: Ein Modell erfasst nur Merkmale von Systemen, die dem Modellentwickler wesentlich erscheinen. Die sogenannte „Vollpraxis“ sieht dann doch oft bekanntlich eben anders aus – und dennoch: GBL kann in der beruflichen Weiterbildung den Übergang von Theorie und Praxis erleichtern, zuweilen Praxisschocks in unterschiedlichen Berufs- und Wissensfeldern vermeiden oder beherrschbar machen und nicht zuletzt sinnvolle Paradigmen der „Theoriewelt“  in die „Praxiswelt“ implementieren und pflegen (die Schwelle von der Vollpraxis zur Vollidiotie ist ja sonst zuweilen fließend – man möge mir diese Formulierung bitte nachsehen).

Auch wenn Bücher wie „Digitale Lernwelt – Serious Games. Einsatz in der beruflichen Weiterbildung“ einen guten Einstieg in das Thema bieten, ist der Hinweis auf das D (digital) vor dem GBL nicht ganz unwichtig, denn: Die Spiele oder Simulationen oder Simulationsspiele müssen ja nicht per se unbedingt digital sein. So wurden schon Ende der 70er Jahre anschauliche Wirtschaftslernspiele produziert, die man durchaus auch in Bildungseinrichtungen als Lern-Medien hätte einsetzen können, auch wenn Spiele wie bspw. „Playboss“ („Unternehmensplanspiel“) doch dann eher für den reinen Freizeitspieler ausgerichtet waren. Wesentlich ernsthafter in der beruflichen Weiterbildung waren und sind da die sogenannten (zumeist kaufmännischen) Übungsfirmen. In einer guten Übungsfirma wird eine „richtige Firma“ simuliert, und dies eben nicht nur digital, sondern mit Büroräumen, Produktdarstellungen, Geschäftsverkehr und vor allem: mit betrieblichen Geschäftsprozessen, welche im Optimalfall äußerst nahe an der Realität liegen. (Beste Übungsfirmen sind dann als solche zunächst gar nicht zu erkennen, man hat den Eindruck, dass man in einem realen Betrieb ist.) Anwendungsspezifische GBL-Software ist sicherlich gerade in solchen Übungsfirmen sehr gewinnbringend.

Die im Blogbeitrag von brainbits genannten Aspekte zu Train the Trainer-Notwendigkeiten sind auch für die berufliche Weiterbildung zu unterstreichen. In entsprechenden Fort- und Weiterbildungen sollten die Trainer einerseits auf GBL-Software „sensibilisiert“ werden, die frei und zunächst bewusst konzeptlos (spielerisch) getestet werden sollte. Andererseits lohnt sich die Bildung von Pilot-Szenarien, die dabei durchaus auch Trainer als Teilnehmende (Lerner) platziert haben können. Solche Pilot-Kurse sind zwar mit Aufwendungen verbunden, aber ohne solche Piloten können bestimmte GBL-Einsätze erst gar nicht bewertet und selektiert werden. Gerade Bildungseinrichtungen mit Angeboten der beruflichen Weiterbildung müssen hier eine gewisse Balance zwischen freiem Testen durch Trainer und gesteuertem Implementieren sinnvoller GBL-Software durch die Organisationsleitung finden, die m. E. für beide Seiten einfacher ist, wenn die GBL-Software zu Beginn Web 2.0-basiert ist und damit im Browser läuft.

Oliver Basel
[*]: Die Vollständigkeit ist alleine deshalb nicht vorhanden, da ich aus Gründen der zeitlichen Beschränkung hier (zunächst) nicht auf den Aspekt der Motivation, insbesondere: Lern-Motivation eingehen möchte. Dass dieses Themenfeld im Kontext GBL eigentlich ausgeleuchtet werden müsste, hat sich in der Online-Session v. 23. Mai 2012 zum Themenkomplex gezeigt (auch in den Chat-Beiträgen). Ich habe zuweilen den Eindruck, dass die Erziehungswissenschaften der Gegenwart deutlich weniger zur Lern-Motivation fundiert liefern, als man das gemeinhin so vermuten würde. Und dass man den Eindruck haben kann, dass dagegen (zuweilen überraschenderweise) sogar die Wirtschaftswissenschaften der Gegenwart die Motivations-Aspekte viel mehr ausleuchten, möchte ich nur an dieser Stelle behaupten – einen Beleg für diesen Eindruck liefere ich später gerne nach, auch wenn dieses „später“ erst auf der Abschlusstagung in Ffm. im Juli sein sollte.

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